Selbständig im Bereich Onlinemarketing: Ein Erfahrungsbericht

„Es gibt nur einen Weg, Großartiges zu leisten: Zu tun, was man liebt.“ – das sagte einst Steve Jobs. Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sind häufig der Anstoß, um den Schritt vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wagen. Alle ExistenzgründerInnen eint die Aufgabe, die Herausforderungen der Gründung zu meistern. Wie das gelingen kann, zeigen wir Ihnen heute anhand eines Erfahrungsberichts, der die Höhen und Tiefen der Selbständigkeit realistisch darstellt.

Vor zehn Jahren haben Alexandra und Eduard Kosel eine Agentur für Onlinemarketing und Webentwicklung in Kaiserslautern gegründet – und Alexandra berichtet heute von ihrem gemeinsamen Weg in und durch die Selbständigkeit.

Selbständigkeit: Der Weg ist das Ziel

Eduard und ich lernten uns vor etwa 11 Jahren kennen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade meinen Bachelorabschluss in „Mittelstandsökonomie“ in der Tasche und hatte mich an der Hochschule München eingeschrieben, um meinen Master in „Business Administration & Marketing Management“ zu absolvieren. Eduard studierte zu diesem Zeitpunkt an der TU Kaiserslautern Informatik.

Tatsächlich träumte ich als Kind schon von der Selbständigkeit – ohne genau zu wissen, in welche Richtung mich dies führen könnte. Geschrieben habe ich früher schon gerne – kleine Geschichten und Gedichte, sogar mit einem Kinderbuch hatte ich in meiner Jugend mal begonnen. Meine Leidenschaft für das Schreiben später einmal mit der Selbständigkeit zu verbinden, kam mir aber noch lange nicht in den Sinn.

Schritt 1: Die strategische Planung

Während meines Bachelor-Studiums kam die Zeit, in der soziale Netzwerke immer mehr in meinen – und, vor allem als Marketinginstrument – in den Fokus von Unternehmen rückten. Von da an spielte mir die Entwicklung des Onlinemarketings quasi rasant in die Karten. Ich erkannte zwei Dinge:

Erstens, dass das Onlinemarketing in Zukunft nicht mehr aus Unternehmen wegzudenken sein würde, um die Zielgruppe in Zukunft adäquat zu adressieren. Und zweitens: Dass Unternehmen schlichtweg keine Zeit (und/oder Kenntnisse) haben würden, um sich diesem neu entstehenden Marketing-Zweig selbst zu widmen.

Also dachte ich mir: Warum nicht genau das tun, was ich gut kann und gerne mache? Schreiben – und zwar für die Onlinekanäle von Unternehmen.

Schritt 2: Ein Gang zum Gewerbeamt

Nachdem die ersten strategischen Überlegungen abgeschlossen waren, wagte ich den Gang zum örtlichen Gewerbeamt. Hier meldete ich ein Einzelunternehmen an, welches ich unter der Kleingewerberegelung betreiben wollte.

Über Familie, Freunde und Bekannte kam ich recht schnell an meine ersten Aufträge. Ich schrieb Website-Texte, Produktbeschreibungen, Blogartikel, E-Mail-Newsletter, verfasste Postings für Facebook und Twitter (ja, damals noch ganz hoch im Kurs!).

Wie für viele Informatikstudenten üblich, erstellte Eduard nebenbei für kleinere Unternehmen Websites. Auch er hatte ein Gewerbe angemeldet.

Unsere Einnahmen reichten aus, um uns beiden das Studium zu finanzieren.

Etwa ein Jahr nach Beginn meines Masterstudiums stand ich gleich vor zwei großen und zukunftsweisenden Fragen:

Über welches Thema und für welches Unternehmen würde ich meine Masterarbeit schreiben wollen? Oder: Kann ich mir tatsächlich vorstellen, die Selbständigkeit auszubauen?

Ich nahm all meinen Mut zusammen, sprach mit Eduard und anschließend mit meinem betreuenden Professor. Ich schlug beiden vor, als Masterarbeit einen Businessplan zu schreiben: Und zwar für ein eigenes Unternehmen.

Ich wollte, zusammen mit Eduard, den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Dass meine Leidenschaft für (Marketing-)Texte und sein Enthusiasmus für Web-Design und -Entwicklung gut harmonierten, hatten wir in der Vergangenheit schon häufig festgestellt. Gründen wollten wir in unserem Heimatort Kaiserslautern, denn hier ist die Agenturdichte / der Wettbewerb lange nicht so hoch wie in der Großstadt München.

Der geplante Start in die gemeinsame Selbständigkeit war erstmal nur als ein Versuch gedacht, um zu sehen, ob wir es schaffen würden, davon zu leben. Als Studenten waren wir noch kein großes Einkommen gewohnt und so hatten wir nichts zu verlieren.

Wir fackelten nicht lange. Noch bevor der Businessplan fertig war, gingen wir zum Gewerbeamt und gründeten unsere Agentur „aXist“ für Onlinemarketing & Webentwicklung.

Schritt 3: Unser Außenauftritt

Jeder von uns hatte schon seinen eigenen kleinen Kundenstamm – perfekt für unseren gemeinsamen Start.

Aus meinen beiden Studiengängen hatte ich das betriebswirtschaftliche und marketingtechnische Handwerkszeug an der Hand, um unseren Auftritt gegenüber unseren Kunden zu planen. Eduard verfügte über die entsprechenden Skills für das Design von Webematerialien und die Erstellung unserer Website.

Und auch wenn auf meinem Studien-Lehrplan für zwei Semester das Thema „Gründungsmanagement“ auf dem Programm stand, so ist eine Existenzgründung in der Realität doch nochmal etwas anderes als in der Theorie.

Schritt 4: Unterstützung für den Weg in (und durch) die Selbständigkeit holen

Schnell merkten wir, dass wir Unterstützung brauchten – bei organisatorischen und rechtlichen Fragen, bei der Planung unserer Kundenakquise, bei der Frage nach Versicherungen und im Hinblick auf steuerliche Aspekte.

Wir wandten uns an das Gründungsbüro Kaiserslautern. Hier erhielten wir umfassende Beratung in allen Bereichen, durften kostenfrei an Gründerworkshops teilnehmen und der Kontakt zu Versicherungsmaklern, Unternehmensberatern und anderen Experten wurde hergestellt.

Hiervon haben wir unglaublich profitiert. Insbesondere unserem unabhängiger Versicherungsmakler haben wir viel zu verdanken. Im Dschungel der Versicherungen hatten wir selbst nämlich weder Vorkenntnisse noch Durchblick.

Schlussendlich entschlossen wir uns dazu, in die private Krankenversicherung zu wechseln sowie eine private Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.

Aus unserem Familien- und Freundeskreis rieten uns viele von diesen Versicherungen ab. „Unnötig, zu teuer, wann werdet ihr „Schreibtischhelden“ schon berufsunfähig.“, war der einschlägige Tenor. Zum Glück lernten wir als Gründer relativ schnell mit Vorbehalten umzugehen – die begegneten uns über die Jahre in allen Bereichen immer wieder. Dass unsere Entscheidungen diesbezüglich richtig waren, hat sich in der Zukunft immer wieder bestätigt – aber das ist natürlich ganz individuell.

Schritt 5: Den „echten“ Gründeralltag meistern

Wenn wir unseren Start in die Selbständigkeit heute rückblickend beschreiben, sagen wir meistens: „Es war hart, aber herzlich.“.

Über den kleinen Kundenstamm, den wir uns während des Studiums aufgebaut hatten, kamen wir schnell an weitere Aufträge. Finanziell reichte es schon nach kurzer Zeit für unsere erste gemeinsame Wohnung und einen vollen Kühlschrank. Wir hatten nicht viel, aber wir hatten es uns aus eigener Kraft erarbeitet – und das machte uns stolz.

Gearbeitet haben wir von zu Hause. Das ist ein echter Vorteil, wenn man eine Online-Dienstleistung anbietet. Theoretisch hätten wir von überall auf der Welt arbeiten können. Alles was wir brauchten, waren ein Laptop und ein Telefon.

Das klingt auf den ersten Blick vielleicht wie der wahrgewordene Traum der Selbständigkeit. War es grundsätzlich auch – aber uns fiel dennoch relativ schnell die Decke auf den Kopf.

Wenn man von zu Hause arbeitet, sieht man sich 24/7 mit der Arbeit konfrontiert. Und: Uns fehlten die sozialen Kontakte, wie man sie hat, wenn man in einer Firma angestellt ist. Ein Schwätzchen hier, ein Kaffee dort – einfach der ganz alltägliche berufliche und private Austausch.

Also gingen wir auf die Suche nach einem Büroraum, den wir im Deutschen Forschungsinstitut für künstliche Intelligenz (DFKI) fanden. Hier wurden Büroräume an Selbständige vermietet.

In dem repräsentativen Gebäude und dem großartig ausgestatteten Büroraum fühlten wir uns sofort wohl und wir beschlossen, diesen Schritt zu wagen.

Das Büro kostete – für unsere damaligen Verhältnisse – eine Stange Geld. Und dennoch war es für uns richtig, das „Risiko“ einzugehen, denn:

Mit den anderen Selbständigen und Mitarbeitern knüpften wir nicht nur Freundschaften, sondern fanden sogar auch Partner, um unser Portfolio zu erweitern. So kam es dazu, dass wir schon bald auch ein Fotografen-Team mit in unserem Boot hatten, mit dem wir unseren Kunden virtuelle Rundgänge und professionelle Foto- und Imagevideoerstellung anbieten konnten – und das kam richtig gut an.

Darüber hinaus sorgten das repräsentative Bürogebäude mit seinem Empfang, und unser Büro bei Kunden – die wir nun auch endlich zu Meetings in unsere Räumlichkeiten einladen konnten – für weitere Professionalität auf unserer Seite.

Über die neu entstandenen Kontakte kamen wir an weitere Aufträge, die immer größer wurden. Längst waren nicht mehr nur kleine Unternehmen unsere Kunden. Wir bekamen zahlreiche Anfragen von (überwiegend) regionalen großen Firmen aus den Bereichen Trendsport, Altenpflege, aus der Industrie sowie aus vielen weiteren Branchen.

Wir wurden nicht nur für die Erstellung und Pflege von Websites, der Suchmaschinenoptimierung, dem Suchmaschinenmarketing, und dem Erstellen von Texten beauftragt. Hinzu kamen das Halten von Workshops und Schulungen für namenhafte Unternehmen sowie das Teilen unserer Erfahrungen auf größeren regionalen Gründerveranstaltungen.

Ungeplant wuchs unser Portfolio an Dienstleistungen so noch einmal an. In dieser Zeit entdeckten wir viele neue Branchen für uns – und das machte (und macht immer noch!) den Arbeitsalltag besonders spannend und lehrreich.

Wir waren überglücklich, dass sich alles so positiv entwickelte und wir unseren Traum leben durften.

Schritt 6: Die Hürden der Selbständigkeit meistern

Nichtsdestotrotz wurden wir in den ersten Jahren immer wieder mit Herausforderungen und Rückschlägen konfrontiert. Und genau das ist es wohl, was alle Unternehmer meinen, wenn sie sagen: „Nach etwa fünf Jahren kommt das eigene Unternehmen in sichereres Fahrwasser.“.

Da wir viele Aufträge bekamen, arbeiteten wir rund um die Uhr. Manchmal bis in die frühen Morgenstunden – und manchmal auch zu „Dumpingpreisen“.

Kunden erteilten Aufträge und meldeten sich danach nie wieder. Fertige Projekte stellten wir in Rechnung – es wurde zu spät oder gar nicht gezahlt. Projekte wurden aufwändiger als im Voraus angenommen. Der Preis, den wir vorab verhandelten, war viel zu gering und ließ sich nachträglich nicht mehr anheben. Nicht selten war das teures Lehrgeld. An manchen Tagen wussten wir nicht, wie und ob wir überhaupt weitermachen sollten.

Darüber hinaus war es für uns neu, solchen Situationen als Paar gewachsen zu sein. Die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwammen immer mehr – und das sorgte auch für die ein oder andere Meinungsverschiedenheit.

Nicht selten dachten wir darüber nach, einfach das Handtuch zu werfen und uns – mit unseren guten Studienabschlüssen – doch lieber eine Festanstellung mit adäquater Bezahlung (bei vermutlich weniger Stress und Hürden, oder zumindest anderer Natur) zu suchen.

Aber: Wer einmal die Luft der Selbständigkeit geschnuppert hat, gibt nun mal nicht so schnell auf. Unser Grundgerüst war gut, das hatte sich in der Vergangenheit gezeigt. Wir bissen die Zähne zusammen und taten alles dafür, unseren Traum weiterzuleben zu können. Wir planten um, stellten uns anders auf.

Und so entschieden wir uns im dritten Geschäftsjahr, „Manpower“ ins Boot zu holen. Damit gingen wir erstmal ein finanzielles Risiko ein, denn: Auch wenn es gut lief, wussten wir natürlich nicht, ob das auch in Zukunft so bleiben würde.

Wir stellten zwei Mitarbeiter und zwei Werksstudenten ein. Und so hatten wir endlich etwas mehr Luft, um uns neben der Arbeit auch um Buchhaltung, rechtliche Fragen und Co. zu kümmern. Nicht zuletzt freuten wir uns über einen etwas geregelteren Alltag.

Das Ergebnis: Gemeinsam ist nicht nur unsere Firma gewachsen, sondern auch wir.

Kurze Zeit später heirateten wir…
…und dann kündigte sich unser erster Nachwuchs an.

Was viele vielleicht nicht wissen: Auch als Selbständige hat man ein Recht auf Elternzeit und -geld. In der privaten Krankenversicherung entfallen zumeist sogar die monatlichen Beitragszahlungen für diesen Zeitraum.

Da ich mich erstmal ausschließlich um den Nachwuchs kümmerte, übernahmen mein Mann und unsere Mitarbeiter meine Aufgaben. Es kann – je nach Zukunfts- und Lebensplanung – auf jeden Fall ein großer Vorteil sein, nicht alleine zu gründen.

Mittlerweile haben wir sogar zwei Kinder und arbeiten in unseren eigenen Räumlichkeiten, in unserem eigenen Haus.

Hier sind wir mittlerweile nur noch zu zweit tätig, denn so sind wir derzeit flexibler. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass das Organisieren von Mitarbeitern doch ein nicht unbeachtlicher Zeitfaktor ist. Auch was Lohnbuchhaltung und Co. angeht.

Wir haben einen kompetenten Steuerberater, der uns vieles abnimmt und an den wir uns, auch als Unternehmensberater, jederzeit wenden können.

Unsere langjährigen Kunden versorgen uns regelmäßig und zuverlässig mit Aufträgen, bezahlt wird stets pünktlich. Auf diese Weise haben wir nun die Sicherheit geschaffen, die wir uns in früheren Jahren immer gewünscht haben.

Verständnis, wenn wir wegen Krankheit (oder kranken Kindern) mal ein paar Tage nicht erreichbar sind – oder gar ein Urlaub, ohne den Laptop dabei haben zu müssen, sind mittlerweile möglich. Das ist wirklich Goldwert und war in den Anfängen unserer Selbständigkeit nicht denkbar.

Viele unserer Kunden sind mittlerweile auch zu Freunden geworden – dafür sind wir unheimlich dankbar.

Zusätzlich unterstützen wir immer wieder selbst GründerInnen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit. Eine echte Herzensangelegenheit für uns, denn wir wissen, wie wertvoll Hilfestellung in dieser Phase sein kann.

Unser Fazit: Selbständigkeit? Ja, bitte!

Wir lieben das, was wir tun. Manchmal bezeichnen wir unsere Firma sogar als „drittes Kind“, denn sie bedeutete uns sehr viel. Ohne den Schritt in die Selbständigkeit wären wir nicht das, was wir heute sind. Jeder von uns ist durch die Erfahrungen der Selbständigkeit persönlich gewachsen und wir wissen: Als Team sind wir unschlagbar.

Wir dürfen unseren Traum leben und dafür sind wir mehr als dankbar. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt und ob wir künftig ausschließlich mit Onlinemarketing und Webentwicklung unsere Brötchen verdienen werden.

Vielleicht werden wir unser Geschäftsmodell im Laufe der Jahre erneut anpassen müssen, denn die Entwicklung in diesem Bereich ist rasant.

Was wir auf jeden Fall wissen, ist: Alles was wir für die Zukunft brauchen, liegt in uns – wir haben es in der Hand. Herausforderungen sind dazu da, um gemeistert zu werden. Das haben wir über die Jahre gelernt.

Wir freuen uns auf alles, was die nächsten Geschäftsjahre bringen!

Eines möchten wir noch allen mit auf den Weg geben, die mit dem Gedanken spielen, den Schritt als SEO-Experte oder als Agentur in die Selbständigkeit zu wagen:

„Wähle einen Beruf, den du liebst und du brauchst keinen Tag mehr in deinem Leben zu arbeiten.“, das wusste schon Konfuzius.
Trauen Sie sich, Ihren Traum zu verwirklichen – mit dem, was Sie gerne machen und gut können. Daraus entsteht die Kraft nicht aufzugeben und sich ständig weiterzuentwickeln, ohne dabei die Stunden zu zählen. Seien Sie mutig – Think big!

Bildquelle: © aXist GbR E. und A. Kosel



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