Das eigene Unternehmen ist gegründet, der Startschuss für die Selbständigkeit gefallen. Nun kann es endlich losgehen! Doch welchen Hürden begegnet man im ersten Jahr, welche Herausforderungen sind zu meistern, wie sieht eine gute Planung aus u.v.m.? Hier einige Antworten & hilfreiche Tipps …
Es gibt viele gute Gründe, um den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen:
- der eigene Chef sein
- freie Zeiteinteilung
- bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Unabhängigkeit
- Selbstbestimmung
- …
Vor allem die intrinsische Motivation ist bei einer Gründung wichtig, um das eigene Business mit voller Überzeugung zu starten. Motivation und Tatendrang sind wertvolle „Treiber“ – und dennoch kommt gerade in der ersten Zeit oftmals Frustration auf.
Die Herausforderungen, die eine Selbständigkeit mit sich bringt, sind vielfältiger Natur und kommen häufig unerwartet. Spricht man mit Unternehmern – hört man immer wieder den gleichen Satz: Das erste Jahr der Selbständigkeit gleicht einer Achterbahnfahrt.
Wir haben unter die Lupe genommen, warum das sich das so verhält – und geben wertvolle Tipps, um das erste Geschäftsjahr erfolgreich zu meistern.
Selbständig als SEO-Profi – und jetzt?
Die Firmengründung ist vollzogen, die Motivation, den eigenen Traum zu leben, uneingeschränkt hoch. Und wie geht es jetzt weiter?
Fakt ist:
Der Start in die Selbständigkeit holt den ein oder anderen erstmal auf den Boden der Tatsachen zurück. Wer die Selbständigkeit in Vollzeit plant, gibt nicht selten seinen festen Job und das damit verbundene Einkommen auf.
Wenig Zeit, noch keine oder geringe Einnahmen und trotzdem viel zu tun: Die eigene Sichtbarkeit als SEO-Profi herstellen, die Kundenakquise, das Kümmern um Buchhaltung und Co. können an die Grenzen der Belastbarkeit führen.
Dasselbe gilt für die Selbständigkeit im Nebenerwerb. Die Aufgaben des Angestelltenverhältnisses müssen erledigt und parallel das eigene Business aufgezogen werden. Gerade zu Beginn der Selbständigkeit gleicht kein Arbeitstag dem anderen. Alles ist neu, alles ist anders – und zwischen nonstop Arbeiten kann das erste Glücksgefühl leicht verloren gehen.
Was auf den ersten Blick ziemlich „schwarzmalerisch“ klingen mag, scheint Gründern und langjährigen Unternehmern nicht fremd. Die ersten Jahre sind kein Zuckerschlecken und fast alle Gründer sind sich einig: „Erst nach etwa fünf Jahren der Selbständigkeit, tut sich das ruhigere Fahrwasser auf.“ Denn dann hat sich bereits ein gewisser Kundenstamm etabliert, der eigene Expertenstatus ist kontinuierlich gewachsen und das Ganze organisatorische „Drumherum“ ist zur Routine geworden.
Durchhalten und planen sind deshalb angesagt, denn: Eine durchdachte Planung ebnet den Weg für die kommenden Geschäftsjahre.
Ohne Achterbahnfahrt durch das erste Jahr der Selbständigkeit
Damit das erste Geschäftsjahr so wenig Turbulenzen wie möglich aufweist, stellen wir im Folgenden vier wichtige Säulen vor, die – wie wir finden – das Grundgerüst der Selbständigkeit bilden:
- Das A und O: Die strategische Planung
- Für die Kunden sichtbar werden: Die Positionierung als SEO-Experte
- Auf Unterstützung von Profis bauen – Nicht alles alleine machen wollen
- Enthusiasmus und Motivation nicht verlieren
1. Das eigene Business aufbauen: Die strategische Planung
Die strategische Planung stellt für jeden Unternehmer ein zentrales Instrument dar.
Im Zuge einer strategischen Planung wird festgelegt, wie sich das Unternehmen langfristig ausrichten und entwickeln wird.
Die Unternehmensstrategie leitet sich aus den Unternehmenszielen ab. Sie gibt die Richtung für das langfristige Handeln vor und fungiert als Verbindung zwischen den Unternehmenszielen und den unmittelbar wirksamen Maßnahmen / Handlungen.
Vorgehen bei der strategischen Planung
Zunächst ist die grundlegende Strategie des Unternehmens zu formulieren. Hierfür gibt es, nach einschlägiger BWL-Literatur, grundsätzlich drei Möglichkeiten:
- Wachstum des Unternehmens und Erhöhung des Marktanteils,
- Festigung der Marktposition und die dritte (für Existenzgründer nichtzutreffende Strategie und nur der Vollständigkeit halber genannt),
- der Rückzug aus dem Markt.
Für neu gegründete Unternehmen ist die erste Alternative maßgeblich.
Die strategische Planung wird nicht in Stein gemeißelt, sondern stellt vielmehr einen dynamischen Prozess dar. Vermutlich werden Sie die Planung im ersten Jahr einmal – oder sogar mehrmals – anpassen müssen. Wichtig ist, dass Sie sich davon nicht entmutigen lasse – Hauptsache, der grundlegende Plan hat Bestand.
Zur strategischen Planung gehört, unter anderem, die Wahl der Wettbewerbsstrategie.
Welche Wettbewerbsstrategien gibt es?
Um sich von Wettbewerbern zu differenzieren und den Kunden einen größeren Nutzen als die Konkurrenz zu bieten, sind Wettbewerbsstrategien zu definieren. Die Definition der Wettbewerbsstrategie kennzeichnet das Verhalten des eigenen Unternehmens am Markt gegenüber Wettbewerbern.
Hierfür kann – für alle BWL-interessierten – zum Beispiel die Wettbewerbsmatrix nach E. Porter herangezogen werden.
1. Wettbewerbsstrategie: Differenzierung
Im Rahmen der Differenzierungsstrategie versucht sich der SEO-Profi durch ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal von den Wettbewerbern zu differenzieren. Diese Differenzierung rechtfertigt, dass der Faktor „Kosten“ an Wichtigkeit bei der Zielgruppe verliert und diese bereit ist, höhere Preise zu zahlen. Diese Besonderheit kann sich sowohl in einer besonderen Qualität, aber auch dem Image, der verwendeten Technologie oder einem speziellen Service äußern.
2. Wettbewerbsstrategie: Kostenführerschaft
Das Ziel der Strategie „Kostenführerschaft“ besteht darin, das eigene Angebot im Vergleich zu Wettbewerbern kostengünstiger zu gestalten. Um diese Strategie langfristig erfolgreich umzusetzen sind standardisierte und optimierte Prozesse Voraussetzung. Wer auf günstige Stundensätze oder Pauschalangebote setzt, muss sich aber über die Herausforderungen im Klaren sein. Das Risiko dieser Strategie besteht vor allem darin, dass Ihr Business ein Image als „Billiganbieter“ erhält. Mehr dazu gleich bei unserer Strategie-Empfehlung.
3. Wettbewerbsstrategie Konzentration auf Schwerpunkte
Konzentrieren Sie sich auf Schwerpunkte, bedeutet dies, dass nur einzelne Segmente oder Marktnischen mittels einer Spezialisierung zu bearbeiten sind.
Die Konzentration auf Schwerpunkt kann sowohl mittels einer Differenzierung oder der Kostenführerschaft gekoppelt werden.
Wer sich als SEO-Experte selbständig macht, deckt damit nur ein Segment ab. Wer ein umfassenderes Leistungsspektrum anbieten möchte, der kann seine Geschäftsidee direkt größer andenken. Mit Geschäftspartnern, die Knowhow im Bereich Onlinemarketing und Content-Erstellung mitbringen, kann die Gründung einer Onlinemarketing-Agentur durchaus Sinn machen, um ein breiteres Angebotsspektrum abzudecken.
Unsere Strategie-Empfehlung für selbständige SEOler:
Unternehmen sehen sich mit einer stetig wandelnden und komplexer werdenden Wettbewerbssituation konfrontiert. Aufgrund der Sättigung des Marktes und zunehmend homogenen Produkten und Dienstleistungen verschiedener Anbieter, rückt die Kundenkommunikation, als Differenzierungsmerkmal, in den Vordergrund. Aus diesem Grund empfehlen wir selbständigen SEOlern die Strategie der Differenzierung. Zum einen, über die Marketingkommunikation und zum anderen, über die Differenzierung als Experte auf dem eigenen Gebiet.
Grundsätzlich ist es möglich, alle genannten Strategien miteinander zu kombinieren, um den bestmöglichen Wettbewerbsvorteil daraus zu generieren.
Doch Vorsicht: Wer sich zu Anfang über die Kostengünstigkeit abheben möchte, um möglichst schnell viele Kunden zu gewinnen, kann später Probleme bekommen, denn: Dann ist eine Vielzahl an Kunden nötig, um den angestrebten Gewinn zu erwirtschaften. Viele Kunden bedeuten, dass auf vielen verschiedenen Hochzeiten gleichzeitig getanzt werden muss. Das heißt nicht nur Arbeit rund um die Uhr, sondern zieht auch eine geringere Kundenbindung nach sich.
Unser Tipp:
Sichern Sie sich lieber weniger Kunden zu gut kalkulierten Preisen, mit denen Sie dauerhaft arbeiten können. Dadurch gewinnt Ihr Business an „Boden unter den Füßen“ und sie können sich vollkommen auf diese Kunden fokussieren. Das trägt auch der Berufsbezeichnung „SEO-Experte“ Rechnung, denn als echter Profi wissen Sie, dass das Thema „Suchmaschinenoptimierung“ ein großes Bündel an Maßnahmen erfordert, die langfristig umzusetzen sind. Und dies trägt wiederum zur Kundenbindung und der dauerhaften Geschäftsplanung bei.
Am besten halten Sie Ihre strategischen Ziele nicht nur gedanklich, sondern auch schriftlich fest. Auf diese Weise haben Sie den Plan schwarz auf weiß vor Augen und können ihn, bei Bedarf, anpassen. Gleichzeitig dient er zur Erfolgskontrolle, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden.
Grundsätzlich sollte die Selbständigkeit so geplant werden, dass ein ausreichend großer finanzieller Puffer vorhanden ist, um auf das geregelte Einkommen aus dem Angestelltenverhältnis verzichten zu können. Auch wer sich noch in einer Festanstellung befindet, sollte so planen, denn das langfristige Ziel ist die Selbständigkeit in Vollzeit.
Wichtig ist, dass Sie Ihre Strategien
- realistisch,
- erreichbar und
- nachvollziehbar
formulieren.
Selbständigkeit im SEO-Bereich: Weitere wichtige Strategien
Neben den Wettbewerbsstrategien, gibt es noch weitere Strategien, die durchdacht werden müssen. Dazu gehört unter anderem die Planung von Marketing- und Vertriebsstrategie – ganz wichtig – die eigene Positionierung.
Da es an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde, auf alle Strategien einzugehen, wollen wir im Folgenden nur auf die Positionierung eingehen. Denn gerade für viele Existenzgründer ist dieser Aspekt oftmals unklar.
2. Für die Kunden sichtbar sein: Positionierung als SEO-Experte
Bei der Positionierung geht es darum, die Alleinstellungsmerkmale Ihrer Dienstleistung zu formulieren. Damit wird festgelegt, wie Sie sich von Wettbewerbern abgrenzen, um im Bewusstsein Ihrer Zielgruppe einen besonderen Stellenwert einzunehmen. Denn Fakt ist: SEOler gibt es wie Sand am Meer. Warum sollten Ihre Kunden ausgerechnet SIE engagieren? Wie unterscheiden Sie sich von Ihrer Konkurrenz? Das sind zentrale Frage – die Nutzenargumentation dabei die stärkste Waffe.
Zeigen Sie, auf welche Weise Sie die Probleme Ihrer Kunden lösen und was Ihre SEO-Dienstleistung – im Vergleich zu anderen Anbietern – einzigartig macht. Dabei wird der Wert des eigenen Angebotes mit den Bedürfnissen der Kunden verknüpft. Klingt kompliziert? Ist es eigentlich gar nicht. Sie kennen Ihre Stärken am besten!
Wenn Sie darauf noch keine Antwort haben, könnte die folgende Szenerie für Ihr Alleinstellungsmerkmal (= Unique Selling Proposition“) hilfreich sein.
Positionierung als SEOler: Der Elevator-Pitch
Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Fahrstuhl. Ein potenzieller Kunde steigt ein. Sie haben genau 60 Sekunden Zeit, um ihn davon zu überzeugen, SIE für den Bereich „Suchmaschinenoptimierung“ zu engagieren.
Wer sind Sie? Welches Problem haben Ihre Kunden? Wie helfen Sie, es zu lösen? Warum ist Ihre Lösung besser als die der Wettbewerber?
Untermalen lassen sich die Antworten mit interessanten Fakten und anschaulichen Vergleichen – und zwar ohne Fachjargon. Kreativität und Individualität sind Trumpf.
Einsetzen lässt sich der Pitch natürlich nicht nur im Fahrstuhl, sondern auch am Telefon, auf Messen/Events, auf der Website und generell auf Werbematerialien aller Art.
3. Auf Unterstützung von Experten bauen: Nicht alles alleine machen wollen
Insbesondere im ersten Geschäftsjahr kann es sinnvoll sein, sich für bestimmte Teilbereiche des eigenen Unternehmens Unterstützung zu holen. Wer alles alleine machen will, verliert den Fokus für das Wesentliche – und der sollte ja auf der Generierung von Kunden und Umsatz liegen.
Wertvolle Ratschläge können teuer sein – müssen aber nicht. In speziellen Gründerzentren gibt es, nahezu in jeder größeren Stadt, Berater, die sich die Unterstützung von Gründern auf die Fahne geschrieben haben. Teilweise sind diese Angebote sogar kostenlos nutzbar. Eines haben sie in jedem Fall gemeinsam: Sie sind Goldwert. Solche Anlaufstellen kennen sich hervorragend mit den Bedürfnissen von Gründern aus. Und haben sie auch ganz spezielle Fachfragen selbst keine Antworten, so verweisen sie an echte Experten aus ihrem Netzwerk.
Dazu zählen zum Beispiel Steuerberater, Anwälte, Versicherungsexperten, Vertriebsprofis, Unternehmensberater und viele mehr. Eine unverbindliche Erstberatung bei den Fachexperten ist häufig kostenlos – die Behandlung eines anschließenden konkreten Falls wird natürlich Kosten mit sich bringen. Nicht selten haben diese Experten aber ein „Herz für Gründer“ (nicht zuletzt, weil sie selbst einmal welche waren) und bieten Beratung und Dienstleistungen zu verminderten Stundensätzen an.
Netzwerken ist generell eine gute Entscheidung, denn über Kontakte ergeben sich nicht nur potenzielle Aufträge, sondern auch wertvolle Erkenntnisse. Der Austausch mit anderen Unternehmern und Neu-Gründern stellt keine Zeitverschwendung dar, sondern entpuppt sich in jeder Hinsicht als sehr wertvoll.
Guter Rat muss also nicht immer teuer sein. Wichtig ist aber, diese Möglichkeiten auch tatsächlich wahr zu nehmen. Fluch und Segen zugleich sind nämlich die hohe Motivation von Gründern, erst einmal alle Probleme selbst schultern zu wollen. Der selbständige SEOler sieht häufig gleichzeitig als Experte seines Faches, Buchhalter, Jurist, Vertriebler – also als „Eierlegendewollmilchsau“.
Doch was tun, wenn
- ein Kunde seine Rechnung viel zu spät oder gar nicht bezahlt?
- die Zusammenarbeit von einem Kunden vorzeitig beendet wird?
- ein Fehler unterläuft und der Kunde mit rechtlichen Konsequenzen droht?
- Krankheit oder sogar Berufsunfähigkeit eintritt?
- Hohe Einkommenssteuervorauszahlungen fällig werden, mit denen man nicht gerechnet hat?
Fakt ist: Je früher Sie sich professionelle Hilfe mit ins Boot holen, desto schneller lässt sich das eigene Business auf die Beine stellen. Die Herausforderung besteht darin, den eigentlichen Fokus auf das Kerngeschäft nicht aus den Augen zu verlieren.
4. Den Enthusiasmus und die Motivation nicht verlieren
24/7 dreht sich alles um die Selbständigkeit. Vielleicht neigen Sie dazu manchmal zu vergessen, warum Sie diesen Schritt tatsächlich gewagt haben, denn: Nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung fühlt es sich im ersten Geschäftsjahr womöglich eher selten an.
Vielleicht bringt die Frage nach dem „Warum habe ich mir das eigentlich angetan“ Sie nachts manchmal um den Schlaf. Wichtig ist, dass Sie hierauf für sich eine gute Antwort parat haben und wieder zurück zur alten Motivation finden. Die ist nämlich unerlässlich, um das erste Jahr zu überstehen.
Fazit
Der Weg in die Selbständigkeit ist nicht eben. Der Trampelpfad muss erst zu dem Weg werden, der er sein soll. Dabei gilt es Unkraut zu jäten, Bäume zu fällen und manchmal, wenn sich plötzlich ein Berg auftut, einen anderen Weg einzuschlagen. Das sollte nicht unter „Misserfolg“ verbucht werden, denn: Die Selbständigkeit ist ein dynamischer Prozess, bei dem sich die Wegrichtung ruhig auch mal ändern darf – sofern die Marschrichtung weiterhin stimmt.
Dabei hilft ungemein
- die strategische Planung,
- auf Rat von Experten setzen und
- sichtbar sein – nicht nur für Kunden, sondern auch für potenzielle Geschäftspartner und andere Gründer, mit denen man sich austauschen kann.
In diesem Sinne: Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Start in die Selbständigkeit als SEO-Profi. Wir halten Sie an dieser Stelle weiterhin auf dem Laufenden, was den Schritt in die Selbständigkeit angeht und geben wertvolle Tipps an die Hand.